Medien & Journalismus

Wer war Robert Hochner? – Der Anchorman des österreichischen Journalismus

Robert Hochner war einer der bedeutendsten österreichischen Journalisten und Nachrichtensprecher seiner Zeit. Er wurde am 30. August 1945 in Budapest geboren und wuchs in Wien auf. Schon früh entwickelte er ein Interesse für Sprache, Theater und öffentliche Kommunikation. Nach seiner Schulzeit studierte er am Wiener Max-Reinhardt-Seminar Regie und begann seine Karriere als Regieassistent am Theater in der Josefstadt.

Doch schon bald zog es ihn in den Journalismus. Im Jahr 1974 begann Hochner beim Österreichischen Rundfunk (ORF) zu arbeiten, zunächst als freier Mitarbeiter. 1979 wurde er fester Bestandteil der Nachrichtensendung „Zeit im Bild 2“ – ein Format, das er über zwei Jahrzehnte lang prägen sollte. Seine souveräne Art, seine präzise Sprache und sein unerschütterlicher Anspruch an journalistische Objektivität machten ihn rasch zu einer Ikone des österreichischen Fernsehens.

Während seiner Karriere übernahm Hochner zwischenzeitlich auch andere Aufgaben. 1989/1990 war er Chefredakteur der traditionsreichen Arbeiter-Zeitung, bevor er wieder zum ORF zurückkehrte. Dort führte er die „ZiB 2“ zu jener journalistischen Qualität, die sie bis heute auszeichnet: kritisch, analytisch und unabhängig.

Karriere und Bedeutung

Robert Hochner war nicht einfach nur ein Nachrichtensprecher – er war ein Journalist mit Haltung. Sein Stil war sachlich, unaufgeregt, aber stets klar in der Botschaft. Er verstand den Beruf als Dienst an der Öffentlichkeit, nicht als Bühne für persönliche Eitelkeit. In einer Zeit, in der sich der Journalismus zunehmend wandelte, blieb Hochner seiner Linie treu: Information vor Inszenierung.

Seine Moderationen galten als Musterbeispiel für Unabhängigkeit und Integrität. Politiker aller Parteien mussten sich bei Interviews auf sachliche, aber oft unbequeme Fragen einstellen. Dabei blieb Hochner stets höflich, doch sein analytischer Verstand und seine Vorbereitung machten ihn zu einem gefürchteten Gesprächspartner in der politischen Landschaft.

Für seine journalistische Arbeit wurde er mehrfach ausgezeichnet. Unter anderem erhielt er dreimal den begehrten Fernsehpreis „Goldene Romy“ – in den Jahren 1992, 1995 und 2000. Seine Verdienste wurden zudem mit dem nach ihm benannten „Robert-Hochner-Preis“ gewürdigt, der seit 2005 für herausragende politische Berichterstattung im elektronischen Medium vergeben wird.

Krankheit und Rückzug aus dem Fernsehen

Ende der 1990er-Jahre wurde es ruhiger um Robert Hochner. Nach vielen Jahren intensiver journalistischer Tätigkeit wurde bei ihm eine schwere Erkrankung diagnostiziert – Darmkrebs. 1999 zog er sich aus gesundheitlichen Gründen vom Bildschirm zurück, nachdem seine Krankheit ihm die regelmäßige Arbeit in der Redaktion zunehmend erschwerte.

Seine Zuschauerinnen und Zuschauer reagierten mit tiefer Anteilnahme auf seinen Rückzug. Viele verbanden mit ihm Verlässlichkeit und Seriosität – Eigenschaften, die im Nachrichtengeschäft von unschätzbarem Wert sind. Trotz seiner Krankheit blieb Hochner dem Journalismus in Gedanken treu und setzte sich weiterhin mit Medien, Politik und gesellschaftlichen Entwicklungen auseinander.

Am 12. Juni 2001 verstarb Robert Hochner in Wien an den Folgen seiner Krankheit. Österreich verlor damit einen seiner wichtigsten Fernsehjournalisten – einen Mann, der es verstand, Nachrichten mit Haltung zu präsentieren.

Familie, Ehe und Privatleben

Clarissa Stadler
Clarissa Stadler

Robert Hochner hielt sein Privatleben stets weitgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Bekannt ist, dass er im Jahr 2000 die ORF-Moderatorin Clarissa Stadler heiratete, die bis heute selbst als profilierte Journalistin tätig ist. Es war seine zweite Ehe. Über seine erste Ehe ist wenig bekannt, da er diese Phase seines Lebens nie öffentlich thematisierte.

Öffentliche Informationen über Kinder existieren nicht. In seriösen Biografien und Nachrufen werden keine Hinweise auf leibliche Kinder erwähnt, weshalb davon auszugehen ist, dass Hochner keine Kinder hatte.

Sein Leben war geprägt von seiner Leidenschaft für Journalismus, Politik und Kultur. Freunde und Weggefährten beschrieben ihn als ruhigen, reflektierten Menschen, der seine Arbeit sehr ernst nahm, aber privat einen feinen Humor besaß.

Das letzte Interview

Kurz vor seinem Tod gewährte Robert Hochner noch einmal einen tiefen Einblick in seine Gedankenwelt. In seinem letzten großen Interview, das kurz nach seinem Tod veröffentlicht wurde, sprach er offen über die Veränderungen im Journalismus, seine Krankheit und die Verantwortung, die Medien gegenüber der Gesellschaft tragen.

Er reflektierte darin auch über den Wandel des Fernsehens, den zunehmenden Einfluss der Emotionen in der Berichterstattung und die Notwendigkeit, Fakten stets über persönliche Meinung zu stellen. Diese Worte zeigen einmal mehr, wie sehr er sein Handwerk verstand – und wie bewusst er mit seiner eigenen Rolle als Journalist umging.

Seine Aussagen sind bis heute ein Vermächtnis für junge Journalistinnen und Journalisten, die sich der Aufgabe stellen, kritisch und verantwortungsbewusst zu berichten.

Zitate und Vermächtnis

Eines der bekanntesten Zitate, das häufig mit Robert Hochner in Verbindung gebracht wird, lautet:

„Die Rache der Journalisten an den Politikern ist das Archiv.“

Dieser Satz beschreibt Hochners Philosophie in einem Satz – die Macht der Dokumentation, die Beständigkeit der Fakten und die Verantwortung, Wahrheit für kommende Generationen zu bewahren.

Hochners Einfluss reicht weit über seine Zeit beim ORF hinaus. Seine journalistische Ethik und sein nüchterner Stil prägten eine ganze Generation von Fernsehzuschauern und Kollegen. Nach seinem Tod wurden zahlreiche Gedenkartikel veröffentlicht, in denen er als „Gewissen des Nachrichtenjournalismus“ bezeichnet wurde.

Zu seinem Andenken wurde in Wien der Robert-Hochner-Park benannt – ein stiller Ort, der an einen Mann erinnert, der mit Worten und Haltung Geschichte schrieb.

Fazit

Robert Hochner war eine journalistische Ausnahmeerscheinung in Österreich. Seine Karriere war geprägt von Disziplin, Verantwortung und Liebe zur Wahrheit. Er war ein Mann, der sich nicht in den Vordergrund drängte, sondern die Sache selbst sprechen ließ. Mit seiner ruhigen, sachlichen Art setzte er Maßstäbe für Seriosität und Glaubwürdigkeit im Fernsehen.

Sein Tod im Jahr 2001 war ein großer Verlust für den österreichischen Journalismus, doch sein Vermächtnis lebt weiter – in seiner Arbeit, in den Prinzipien des Robert-Hochner-Preises und in der Erinnerung vieler Zuschauerinnen und Zuschauer, die ihm über Jahre hinweg vertraut haben.

Auf Nachrichten Themen erinnern wir heute an einen Mann, dessen Name für journalistische Unabhängigkeit und menschliche Würde steht. Robert Hochner bleibt ein Symbol für das, was guter Journalismus sein sollte: ehrlich, kritisch und menschlich.

Sie können auch lesen: Ingrid Thurnher – Vom Nachrichtenstar zur Radiodirektorin des ORF

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