Christian Wehrschütz – Der umstrittene ORF-Korrespondent zwischen Frontlinien und Politik
Wer ist Christian Wehrschütz?
Christian Wehrschütz ist eine der bekanntesten, aber auch umstrittensten Persönlichkeiten im österreichischen Journalismus. Seit Jahrzehnten prägt er die Auslandsberichterstattung des ORF über den Balkan, Osteuropa und vor allem die Ukraine. Mit seiner markanten Stimme, seiner militärischen Ausdrucksweise und seinen fundierten Sprachkenntnissen gilt er als einer der profiliertesten Kriegs- und Krisenreporter Österreichs.
Geboren am 9. Oktober 1961 in Graz, studierte Wehrschütz Rechtswissenschaften an der Universität Graz und begann früh, sich für die geopolitischen Spannungen in Osteuropa zu interessieren. Neben dem Jus-Studium belegte er auch Slawistik – ohne Abschluss, aber mit tiefem Interesse für Sprache, Kultur und Politik. Heute spricht er zahlreiche Sprachen, darunter Russisch, Ukrainisch, Serbisch, Englisch und Französisch – ein Vorteil, der ihn in vielen Konfliktregionen zu einem gefragten Korrespondenten machte.
Vom FPÖ-Journalisten zum ORF-Korrespondenten
Seine Journalistische Laufbahn begann in den 1980er-Jahren mit einer politischen Schlagseite. Zwischen 1987 und 1990 war Wehrschütz Chefredakteur der „Neuen Freien Zeitung“, dem Parteiorgan der FPÖ. Auch zuvor schrieb er für das rechtsgerichtete Magazin Aula. Diese Vergangenheit wurde ihm später immer wieder vorgehalten – besonders dann, wenn seine Berichterstattung zu Russland oder der Ukraine als „zu moskaufreundlich“ kritisiert wurde.
Er selbst betont, dass er in dieser Zeit zwar Sympathien für die FPÖ gehabt habe, sich aber von deren späterem Kurs distanziert habe. 2002 trat er offiziell aus der Partei aus. Trotzdem blieb die Nähe zwischen Christian Wehrschütz und der FPÖ ein wiederkehrendes Thema. Sogar der ehemalige FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache erwähnte Wehrschütz in internen Chats als Wunschkandidaten für Führungspositionen im ORF – was der Journalist jedoch nie selbst kommentierte.
Der Weg zum Auslandskorrespondenten
1991 wechselte Wehrschütz zum ORF, zunächst in die Teletext-Redaktion, später in den Radio-Aktuell-Dienst. 1999 wurde er als Korrespondent nach Belgrad entsandt – mitten in die politischen Wirren des zerfallenden Jugoslawiens. Seitdem ist der Balkan sein journalistisches Hauptfeld.
Seine Arbeit wurde mehrfach ausgezeichnet, weil er Konflikte differenziert darstellt und sich oft in gefährliche Regionen begibt. Als Milizoffizier im österreichischen Bundesheer kennt er militärische Abläufe, was seiner Kriegsberichterstattung besondere Tiefe verleiht. Seit 2015 leitet er das ORF-Büro in Kiew – ein symbolischer Ort, an dem sich Europas geopolitische Spannungen besonders zeigen.
Familie, Ehefrau und Töchter
Abseits der Frontlinien ist Christian Wehrschütz ein Familienmensch. Er ist mit Elisabeth Wehrschütz verheiratet, mit der er zwei Töchter – Immanuela und Michaela – hat. In Interviews betont er, dass seine Familie ihn erdet und ihm die nötige Distanz zum harten journalistischen Alltag gibt.
Trotz häufiger Auslandsaufenthalte pflegt er enge Bindungen zu seiner Familie in Österreich. Seine Frau Elisabeth meidet die Öffentlichkeit weitgehend; sie ist weder in sozialen Medien aktiv noch tritt sie in der Presse auf. Wehrschütz selbst schützt seine Familie konsequent vor medialem Interesse – ein Umstand, den man in der heutigen Medienwelt als wohltuend empfindet.
Kontroversen, Kritik und die Frage nach Neutralität
Die Arbeit von Christian Wehrschütz blieb nicht ohne Widerspruch. 2019 sorgte seine vorübergehende Einreisesperre in die Ukraine für internationale Schlagzeilen. Die ukrainischen Behörden warfen ihm vor, „anti-ukrainische Propaganda“ zu verbreiten und gegen Einreisevorschriften in besetzten Gebieten verstoßen zu haben. Die österreichische Bundesregierung bezeichnete den Bann als „inakzeptablen Eingriff in die Pressefreiheit“. Nach diplomatischem Druck wurde die Sperre schließlich aufgehoben.
2023 geriet Wehrschütz erneut in Kritik, als ein Beitrag im ORF falsches Videomaterial verwendete. Szenen aus Russland wurden irrtümlich als ukrainisch dargestellt. Der Journalist gestand den Fehler öffentlich ein und erklärte, dies sei in über zwei Jahrzehnten Auslandseinsatz der „erste derartige Vorfall“ gewesen. Dennoch lieferte der Fall Munition für seine Kritiker, die ihm wiederholt „fehlende Distanz zu Russland“ vorwarfen.
Christian Wehrschütz und sein Gehalt
Wie hoch das Gehalt von Christian Wehrschütz beim ORF ist, bleibt Spekulation. Als erfahrener Auslandskorrespondent mit jahrzehntelanger Berufserfahrung und hohen Sprachkenntnissen dürfte er im oberen Bereich der ORF-Tarifstruktur liegen. ORF-Korrespondenten verdienen laut Brancheninsidern zwischen 70.000 und 120.000 Euro brutto jährlich, zuzüglich Auslandszulagen. Offizielle Angaben über sein Einkommen existieren jedoch nicht – auch der ORF macht dazu keine individuellen Angaben.
Kein Hinweis auf Festnahme
Gelegentlich tauchten im Internet Gerüchte über eine Festnahme von Christian Wehrschütz auf – meist in Verbindung mit seiner Berichterstattung aus der Ukraine oder dem Balkan. Nach gründlicher Recherche lässt sich feststellen: Es gibt keine glaubwürdigen Hinweise, dass Wehrschütz jemals festgenommen oder inhaftiert wurde. Zwar war ein Kameramann seines Teams 2024 kurzzeitig verschwunden, doch Wehrschütz selbst war nie betroffen.
Das neue Buch von Christian Wehrschütz
Im Frühjahr 2025 erschien sein neues Buch „Frontlinien: 25 Jahre zwischen Krise, Krieg und Hoffnung“ (Edition a). Darin reflektiert Wehrschütz seine jahrzehntelange Arbeit in Krisengebieten von Ex-Jugoslawien über den Nahen Osten bis in die Ukraine. Das Buch ist eine Mischung aus journalistischer Chronik, persönlicher Rückschau und politischer Analyse.
Zuvor hatte er bereits erfolgreiche Bücher veröffentlicht, etwa Im Kreuzfeuer (2009), Brennpunkt Balkan (2013) und Brennpunkt Ukraine (2014). Besonders sein Werk Mein Journalistenleben zwischen Darth Vader und Jungfrau Maria (2022) zeigt seinen ironischen Zugang zur eigenen Rolle: Er vergleicht darin den modernen Reporter mit einer Figur zwischen Mythos und Maschine – zerrissen zwischen Fakten, Emotionen und medialem Druck.
Schreibstil und Haltung
Wehrschütz schreibt präzise, analytisch und mit einem Hang zum Militärischen. Seine Texte sind oft mit Fachausdrücken aus Politik und Strategie gespickt, was sie für Kenner wertvoll, für Laien aber gelegentlich schwer zugänglich macht. Seine Reportagen zeichnen sich durch ruhigen Ton, viel Lokalkolorit und klare Beobachtungsgabe aus.
Seine Kritiker sehen in ihm einen Journalisten, der zu viel Verständnis für russische Positionen zeige. Seine Unterstützer hingegen betonen, dass er als einer der wenigen westlichen Korrespondenten vor Ort bleibe, wenn andere längst abgereist seien – und daher einen unverstellten Blick auf die Realität habe.
Kontakt zu Christian Wehrschütz
Offiziell ist Christian Wehrschütz über seine Webseite www.wehrschuetz.at erreichbar. Dort finden sich eine Kurzbiografie, aktuelle Berichte und ein Kontaktformular. Seine offizielle berufliche E-Mail-Adresse lautet wehrschuetz@gmx.at, wird aber primär für journalistische Anfragen genutzt.
Sein derzeitiger beruflicher Standort liegt zwischen Kiew (Ukraine) und Belgrad, wo das ORF-Auslandsbüro angesiedelt ist. Private Kontaktdaten veröffentlicht er aus Sicherheits- und Datenschutzgründen nicht.
Zwischen Front und Familie
Kaum ein österreichischer Journalist hat in den letzten 25 Jahren so viele Krisenregionen gesehen wie Christian Wehrschütz. Ob auf dem Balkan, im Kosovo, in Mazedonien oder in der Ukraine – er berichtet meist dort, wo andere Medienvertreter längst abgereist sind. Trotz aller politischer Kontroversen bleibt seine Erfahrung unbestritten.
Er sieht sich selbst als neutralen Chronisten. „Ich will erklären, nicht bewerten“, sagte er einmal in einem Interview. Doch in einer Zeit, in der jede Interpretation politisch aufgeladen ist, ist das leichter gesagt als getan. Seine Doppelrolle – als Milizoffizier und Journalist – hat ihm ein Verständnis für militärische Strukturen gegeben, aber auch den Ruf eines „zu nah am System stehenden“ Reporters eingebracht.
Trotzdem gilt: Ohne Christian Wehrschütz wäre die österreichische Außenberichterstattung um eine prägende Stimme ärmer. Seine Reportagen, Bücher und Analysen bieten nicht nur Einblicke in die Politik des Ostens, sondern auch in die Seele eines Mannes, der seit Jahrzehnten zwischen Journalismus, Patriotismus und Kritik balanciert.
Fazit
Ob geliebt oder kritisiert – Christian Wehrschütz bleibt eine Schlüsselfigur der österreichischen Medienlandschaft. Seine Karriere zeigt, wie eng Journalismus, Politik und persönliche Überzeugung miteinander verwoben sein können. Seine FPÖ-Vergangenheit ist Teil seiner Geschichte, seine ORF-Arbeit Teil seiner Gegenwart, und seine Bücher Zeugnisse einer Ära des europäischen Wandels.
Auf seinem beruflichen Weg hat er Kriege dokumentiert, politische Systeme beobachtet und menschliche Schicksale erzählt. Er bleibt jemand, der polarisiert – aber auch jemand, der aufrichtig an die Kraft der Information glaubt.
Diese Biografie zeigt, dass hinter jeder Kamera nicht nur ein Beobachter, sondern auch ein Mensch steht – mit Überzeugungen, Fehlern und Geschichten. Und genau diese Mischung macht Christian Wehrschütz zu einer Figur, über die Österreich noch lange sprechen wird.
Veröffentlicht auf dem österreichischen Blog Nachrichten Themen – Ihr Magazin für Politik, Medien und Gesellschaft.
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